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Harter Jobverlust: Der Moment, sich neu zu finden

Den Job verloren! Im Lockdown! Und auch noch selbst die Kündigung provoziert.
„Im Nachhinein war mein Verhalten völlig daneben: ungeschickte Kommunikation, Selbstüberschätzung, überzogene Anspruchshaltung, im Tunnelblick. Die Eskalation ohne politisches Fingerspitzengefühl herbeigeführt und die Folgen leichtfertig riskiert.“ So klang vor kurzem das Fazit eines meiner Gesprächspartner.

Schadenfreude und Hilfsangebote wechseln sich ab

Selbst Schuld, wird mancher Beobachter, Mitwisser oder Wettbewerber sagen und digital die schadenfrohe Kunde verbreiten. Großstädte werden über Nacht zu Dörfern. Der Reputationsschaden wächst mit der Zahl der Wissenden. Andere aus dem Netzwerk wollen wiederum vermeintlich freundschaftlich helfen und berichten über die weiteren Entwicklungen und Ereignisse im Ex-unternehmen. Der Schmerz dieser wohlmeinenden Nachrichten wächst mit der Gewissheit, doch einen Fehler gemacht zu haben. Und immer wieder bohrt sich die Frage ins Bewusstsein: „Was denkt mein Netzwerk jetzt über mich? Werde ich mit dieser blöden Sache überhaupt einen neuen Job finden?“ Klare Antwort: Ja!

Ob selbst verschuldet oder Ergebnis von Stellenstreichungen

Grade in Zeiten der Pandemie ist niemand davor gefeit, den sicheren Job doch noch zu verlieren. Aber richtig dramatisch ist es, wenn unterschiedliche Auffassungen dazu geführt haben. Trennungen tun weh. Sie kosten Nerven, sie führen so manchen an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Ich weiß von Panikattacken und schlaflosen Nächten. In dieser sowieso bereits bedrohlich wirkenden Zeit potenziert sich die Angst vor dem wirtschaftlichen Abstieg. Gerade, wenn die Fallhöhe von der Senior-Ebene sehr hoch ist.

Doch … Hektik schadet

Es hängt von der Persönlichkeit ab, wie solche Situationen gemeistert werden. Jemand mit wenig Resilienz und wenig Mut zu Neuem tut sich schwer, nach vorne gerichtet eine Positionierungsstrategie zu entwickeln. Doch jegliche Hektik wird jetzt nicht zum gewünschten Erfolg führen. Ich erlebe immer wieder, dass Betroffene panisch loslaufen, Gespräche mit Dritten suchen, aus verletztem Stolz dem Ex-Arbeitgeber die Verantwortung zuweisen, sich rechtfertigen. Sie fühlen sich ausgestoßen aus ihrer wohlbekannten Leistungswelt und tun die falschen Dinge. Es fehlt ein Konzept für die berufliche Veränderung, aber dennoch klopfen sie an die Türen der Headhunter und gehen auf potenzielle neue Arbeitgeber mit einer wenig durchdachten Storyline und unwirksamen Lebensläufen zu. Der innere Druck, hektisch zu agieren steigt um ein Vielfaches, wenn der Jobverlust in Familie oder Partnerschaft zu Frustration, Angst oder Kritik führt. Sprechen Sie mit Ihren Nächsten offen und vertrauensvoll über Ihre Situation, eigene Betroffenheit und über nächste Schritte. Gleichzeitig fordern Sie freundlich und klar Ruhe und gedanklichen Freiraum ein, die Sie jetzt für Ihr inneres Gleichgewicht brauchen.

Was ist zu tun? Vier Schritte führen zu Erfolg, und bitte nacheinander!

Schritt 1: Distanz
Distanz – soweit wie möglich - zum direkten beruflichen Umfeld schaffen, um sich vor vermeintlich gut gemeinten Ratschlägen und emotionalen Übergriffen zu schützen und nicht in Rechtfertigungsschleifen zu geraten. Nur in der Distanz beruhigen sich die Gedanken, die Reflexion des Geschehenen fällt leichter, neue Perspektiven sind möglich, um mehr Klarheit zu gewinnen. Ja, das kann wehtun.

Schritt 2: Sortieren
Sortieren. Reputation ist ein hohes Gut auf dem Bewerbungsmarkt und wenn sie beschädigt ist, fällt ein Neuanfang schwer. Es ist hilfreich, einen neutralen Gesprächspartner an der Seite zu haben, mit dem es gelingt, den Blick nach vorne zu richten. Falls selbst verschuldet, was lässt sich aus dem Scheitern lernen? Was hat nicht gepasst, was muss anders werden? Wo liegen Ihre Stärken, die Sie weiter einsetzen wollen? Welche Erfolge hatten Sie? Ist die Branche noch die passende? Sondieren Sie mit nun klarem Blick den Markt. Schauen Sie sich den ganzen Jobmarkt an. Welche Unternehmen sind attraktiv? Was bringen Sie eventuell an Kompetenz für einen Branchenwechsel mit? Wo können Sie mit Ihren Kenntnissen und Ihrer Persönlichkeit einen Mehrwert bieten? Verschaffen Sie sich auch einen Überblick über Ihr Netzwerk. Das ist größer, als Sie gemeinhin denken!

Schritt 3: Renovierung
Erst jetzt ist es an der Zeit, den Lebenslauf in Angriff zu nehmen. Schreiben Sie einen überzeugenden Lebenslauf, der Sie verkauft. Ein richtig herausforderndes Projekt, denn der Lebenslauf soll nicht nur bürokratisch die Stationen Ihres Berufslebens aufzählen, sondern soll sie verkaufen, indem er zeigt, welche Persönlichkeit dahinter steckt und mit welchen Kompetenzen Sie erfolgreich waren!

Schritt 4: Feuerwerk
Jetzt geht es los! Starten Sie Ihren Bewerbungsmarathon. Gut durchdacht, mit einer schlüssigen Storyline, mutig und abgeklärt. Beantworten Sie Stellenausschreibungen, kontaktieren Sie gezielt Ihr Netzwerk, starten Sie Initiativbewerbungen, seien Sie präsent in den Sozialen Medien. Und bereiten Sie Ihre Gesprächsführung für Interviews vor.

Chancen gibt es viele und immer! Und garantiert auch auf hohen Flugbahnen. Gerade in einer sich rasant verändernden Welt wächst die Nachfrage nach exzellenten Führungskräften. Und über mögliche Hintergründe eines Jobverlusts oder Jobwechsels ist schneller Gras gewachsen, als Sie es für möglich halten. Mit der richtigen Haltung und der richtigen Vorbereitung werden Chancen zu neuen Jobs.