Doppelspitzen haben Konjunktur. Doch nicht jede ist erfolgreich.

Was ist der entscheidende Faktor, wenn zwei an der Spitze das Sagen haben?
Die Grünen tun es schon lange, die SPD will damit den Neuanfang erfolgreich machen und SAP versucht es erneut – die Doppelspitze steht in der Poltik und Wirtschaft hoch im Kurs. Ob als fester Bestandteil der DNA, als Garant für Kontinuität oder als probate Methode in der Gründungsphase. Sind Zwei an der Macht werden einerseits neue Perspektiven eröffnet und anderseits Konfliktpotenzial geweckt.

Am Anfang stehen zumeist gute Gründe

Für die einen sind sie ideologisch gewollt, für die anderen aus einer besonderen Unternehmenskonstellation heraus eine kraftvolle Entscheidung, in einer komplexen Welt unterschiedliche Kenntnisse, Expertisen und Talente zusammenzuführen, um am Ende Risiken zu minimieren und so erfolgreicher zu sein. Und dann gibt es neben »gut gemeinten« Doppelspitzen auch noch die, mit denen einfach nur der Schein gewahrt werden soll.

Die Entscheidung, eine Doppelspitze zu berufen, fällt oft am grünen Tisch unter rein fachlichen Gesichtspunkten. Mit der Überzeugung, die gemeinsame Verantwortung für die Aufgabe wird die Menschen zusammenbringen.

In meiner Karriere sammelte ich selbst Erfahrungen in einer Doppelspitze. Ich erinnere mich wie heute an den Anruf der Personalleiterin, die mir nach einem Bewerbungsmarathon die Führungsstelle anbot. Unter der Bedingung, dass ich mich auf einen Co einlasse, den ich bis dato noch nicht kannte. Begründung: das Unternehmens- und Branchen-Know-how der anderen Person solle nicht verlorengehen, doch wolle man unbedingt meine Erfahrungen auf anderen Gebieten einkaufen.

Ich ließ mich darauf ein – unsere gemeinsame Berichtslinie ging an eine weitere Doppelspitze. Die Konstellation scheiterte nach zwei Jahren. Wir starteten die Zusammenarbeit sehr unreflektiert, ohne einen verbindenden Prozess zu vereinbaren, ohne Austausch von Sichtweisen und Erwartungen, ohne Rollenklarheit, aber mit viel Wettbewerb. Wir haben es damals leider nicht geschafft, eine Vertrauensbasis und damit eine offene Kommunikation herzustellen, um die Chancen einer Doppelspitze zu nutzen.

Gegeneinander oder doppelte Kraft voraus

Wer eine Führungsrolle anstrebt oder bereits mehrere Führungsstufen genommen hat, bringt per se Willen und Anspruch an den eigenen Erfolg und Einfluss mit. Das Konfliktpotenzial ist groß, wenn zwei machtbewusste Persönlichkeiten zusammentreffen. Was also machen Alphatiere in funktionierenden Doppelspitzen anders? Was beeinflusst das Gelingen? Eine erfolgreiche Politikerin sagte dazu vor wenigen Monaten, man dürfe nicht untereinander wetteifern, wer »der Schönste und Beste im Raum sei«, sondern müsse die doppelte Kraft für die Sache einsetzen.

Das führt mich einmal mehr zurück zum Kern meiner Überzeugung:

Persönlichkeit und gemeinsame Werte zählen!

1. Nicht das Ego, der Wettbewerb und die Überzeugung der eigenen Unfehlbarkeit stehen in erfolgreichen Doppelspitzen im Vordergrund! Es zählt die Bereitwilligkeit, ohne verborgene Agenda einander zuzuhören, Informationen zu teilen und bereit zu sein, dazu zu lernen.

2. Menschen in einer Doppelspitze müssen zu den Themen ihrer Aufgaben nicht einer Meinung sein. Das wäre sogar hinderlich für neue Ideen und Fortschritt. Sie brauchen jedoch regelmäßig einen offenen und kontroversen Dialog, in dem sie ihre Ideen und Visionen in eine Linie bringen. In fest etablierten Unternehmensstrukturen oder komplizierten Nachfolgeregulungen scheitert dies leicht an gegenseitigem Vertrauen und benötigt einer Moderation.

3. Menschen funktionieren gut miteinander, wenn sie ein ähnliches Gerüst an Werten und damit an Entscheidungsparametern teilen und eine aufgeschlossene, lernbereite Haltung in die Zusammenarbeit einbringen.

Ich bin überzeugt, ein gut funktionierendes Führungsduo kann für Unternehmen einen echten Mehrwert darstellen. Herrscht in der Doppelspitze eine Vertrauenskultur, eine offene Kommunikation und zudem Rollenklarheit wird die Zusammenarbeit effektiver und profitabler.