Führung im digitalen Zeitalter

Wie funktioniert ausgeprägtes Wettbewerbsverhalten in einem agilen Umfeld?

In meinem letzten Blog haben wir uns eine große Herausforderung angeschaut, der sich Executives in einem sich gerade in Höchstgeschwindigkeit agil aufstellenden Unternehmen stellen müssen: Der Kampf mit dem eigenen Ego. Daran schließt dieser Blog an, der sich damit beschäftigt, welche anderen Kompetenzen heute gefragt sind. Ellenbogen-Kompetenz gepaart mit Expertenstatus ist es in jedem Fall nicht.

Über die Bescheidenheit und Anpassungsfähigkeit agiler Leader
Vor einigen Monaten nahm ich an der Vorstellung der Studie„Redefining Leadership for a Digital Age“, herausgegeben u. a. vom International Institute for Management Development (IMD) und der Metaberatung, teil. Vier Schlüsselkompetenzen benennt diese Studie für „Agile Leaders“: Bescheidenheit, Anpassungsfähigkeit, visionäres Denken und Engagement. Zur Bescheidenheit gehört, Feedback zu akzeptieren und anzuerkennen, dass andere mehr wissen. Zur Anpassungsfähigkeit gehört, konstante Veränderung zu akzeptieren und damit eine Meinungs- oder Verhaltensänderung, die auf neuen Informationen beruht, als Stärke zu betrachten. Nicht als Schwäche!

Wettbewerbsorientierung: Eine Leidenschaft, die Leiden schafft
Wurden früher Senior-Management-Positionen besetzt, standen Personen ganz oben auf der Liste, die ehrgeizig waren, die sich an die Spitze stellen wollten, die in Wettbewerb gingen und Durchsetzungsfähigkeit demonstrierten. In agilen Teams ist die Person, die leidenschaftlich in Wettbewerb geht, um sich an der Spitze zu positionieren, nicht richtig aufgehoben. Wer nicht nach links und rechts, hinten wie vorne blickt, wer keine Umsicht mitbringt, wird alles um sich herum dominieren und den veränderten Anforderungen von heute kaum Rechnung tragen können. Die Person selbst mitsamt ihrem Team kann in einer solchen Konstellation nicht erfolgreich sein.

„Freude am Wettbewerb gehört aber zu meiner Persönlichkeit!“
„Agile Leaders“ sehen nicht sich selbst im Mittelpunkt. Sie sind erfolgreich, weil sie ihre Teams in die Lage versetzen, sich aus dem Team heraus selbst zu entwickeln. Sie sind Moderatoren und Vermittler des Prozesses.

Der Grad der Wettbewerbsbereitschaft ist aber Teil der Persönlichkeit! Was bedeutet es, wenn Entscheider hoch wettbewerbsorientiert sind? Wie gehen sie damit in ihrer Welt um, die jetzt dabei ist, sich neu aufzustellen? Genau das war Thema in einem meiner letzten Gespräche.

Zunächst einmal bedeutet es, dass diese Menschen ihre starke Wettbewerbsorientierung in der Zusammenarbeit mit einem Team überhaupt als durchaus hinderliches Verhaltensmuster in einer veränderten Unternehmenskultur erkennen müssen. Das ist nicht selbstverständlich. Es braucht viele Beispiele aus dem gelebten Alltag, die durchgesprochen und analysiert werden. Erst in der Reflexion wird deutlich, welcher Impuls das Wettbewerbsverhalten auslöst und Leader sogar mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Wettbewerb gehen lässt. Es wird deutlich, welche negativen Folgen dies für die Ergebnisse eines Teams haben kann. Wie viele Ideen in der Wurzel erstickt werden, wie Schnelligkeit eingebremst wird ...

Die eigene Toolbox erweitern – und als Team erfolgreich sein
Diese Erkenntnisse lassen sich im Alltag nutzen. Sobald der Impuls, in Wettbewerb zu gehen, aufkommt, nehmen die Personen ihn bewusster wahr und können klar entscheiden, wie sie damit umgehen. Genau das sollten Leader von heute lernen. Sie verändern nicht ihre Persönlichkeit, sie erweitern ihre Toolbox um neue Verhaltensweisen, sich selbst zu „führen“. Das kostet – zumindest am Anfang – immer wieder persönliche Energie und Selbstdisziplin, die eigene Kommunikation kritisch zu hinterfragen und Neues auszuprobieren. Eine Empfehlung: Holen Sie sich aktiv Feedback aus Ihrem Umfeld ein. Die Erfolge, mit hochmotivierten Teams zum Ziel zu kommen, lohnen jeden Einsatz!