„Ist der Ruf erst ruiniert, ...“ Von der Bedeutung einer guten Reputation für Wirksamkeit und Karriere

Ob die Lebensweisheit nun von Wilhelm Busch, Bertolt Brecht oder dem Kabarettisten Werner Kroll stammt, der sie 1945 zum ersten Mal öffentlich vorgetragen haben soll, ist an dieser Stelle unerheblich. Erheblich ist die Falle, die im zweiten Teil steckt: „... lebt es sich ganz ungeniert.“ Schlimmer kann es für Wirksamkeit und Karriere im Wirtschaftsleben nicht kommen!

Ein fragwürdiges Image trotz beeindruckender fachlicher Expertise

Ist ein fragwürdiger Ruf für die einen ein Garant in die Medien zu kommen, kann er in anderen Positionen die Karriere kosten und sich in der Folge auch auf das Image eines gesamten Unternehmens auswirken. Prominente Beispiele aus der Wirtschaft sind zahlreich. Denken wir an den ehemaligen Arcandor-Chef Thomas Middelhoff, den Dieselskandal um Martin Winterkorn von VW oder die Nachära von Dieter Zetsche mit Gewinnwarnungen bei Daimler. Es liegt schon etwas länger zurück, als ich Sparringspartnerin für einen Senior Manager war, der genau an dieser Stelle scheiterte. Er brachte auf der Leistungsseite alles mit, was es für den Sprung in die Geschäftsführung brauchte. Aber er brachte bei allem Guten zudem auch ein fragwürdiges Image mit, das er seit seinem Einstieg ins Unternehmen mitschleppte und unreflektiert immer wieder bestätigt hatte. Er war ein lebenslustiger Typ, locker im Ton, impulsiv, hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg und spielte Menschen gegeneinander aus, indem er hinter dem Rücken über sie herzog. Es war offensichtlich, wie er Menschen ausnutzte und dann auch wieder fallen ließ.

Reputation – Schatten oder Licht?

Das entscheidet sich gerade im Zeitalter von Facebook, Twitter & Co. innerhalb weniger Minuten. Die Öffentlichkeit multipliziert, aber man unterschätze nicht die „Haltbarkeitsdauer“ im Unternehmen. Wie schnell ist ein guter Ruf durch eine Krise oder Unachtsamkeit ruiniert! Ein schlechter Ruf hat die Haltbarkeit einer Dauerkonserve, da es lange braucht, bis Vertrauen neu aufgebaut ist. Reputation ist auf die eine oder andere Weise unsere lebenslange Begleiterin. Sie eilt uns voraus und ist dabei äußerst fragil. Zurück zu meinem Sparringsklienten. Erst als ich ihm nach einem 360°-Feedback schonungslos den Spiegel vorhielt, setzte die Erkenntnis ein und wir konnten in einen offenen Diskurs einsteigen.

So pflegen Sie Ihre gute Reputation

1. Handeln und kommunizieren Sie verlässlich und klar und bauen dadurch beim Gegenüber Vertrauen auf. Das Gegenüber soll Sie weder fürchten noch lieben. Wenn Sie einen Fehler machen, stehen Sie dazu. Wenn Sie Ihre Meinung, Einschätzung oder Anweisung ändern, teilen Sie dies mit.

2. Nehmen Sie eine positive, lösungsorientierte innere Haltung ein.

3. Verschaffen Sie sich Klarheit, welche Werte Ihre Handlungen treiben. Wollen Sie Macht ausüben und einflussreicher Gestalter sein, gehen Sie voran, aber bleiben Sie fair und zielgerichtet, ohne im Untergrund falsch zu spielen.

4. Lernen Sie, zwischen Authentizität und wirtschaftlichen Notwendigkeiten im Unternehmen zu unterscheiden.

5. Füllen Sie Ihre Rolle glaubwürdig aus, indem Sie die Rahmenbedingungen akzeptieren, sie aber dennoch nach Ihren Prinzipien gestalten und leben. Indem Sie Mut für Neues zeigen, Tabus ansprechen und durchbrechen. Handeln Sie legal und legitim, nachvollziehbar, gut informiert und mit Strahlkraft.

6. Krisensituationen sind Bewährungsproben für Ihre Reputation. Die Punkte 1 bis 5 sind ein wichtiger Kompass, um unter Druck Impulse zu beherrschen und sich vorzubereiten. Nach intensiver, oft schmerzlicher Konfrontation mit dem eigenen Verhalten hatte mein Sparringsklient nach zwei weiteren Anläufen den Sprung in die Geschäftsleitung geschafft.