Von „Die Aura fehlt“ bis zu „Remote funktioniert, aber …“ – jede Branche macht individuelle Erfahrungen – Teil 1

Ich war neugierig, ob ich als jemand, der Veränderung begrüßt, zu positiv auf die Erkenntnisse und die Kraft der Veränderung der letzten Monate schaue. Deshalb hatte ich vor drei Wochen eine Umfrage unter meinen LinkedIn-Kontakten gestartet. Ich wollte wissen, welche Herausforderungen an Leadership sie in den nächsten 24 Monaten sehen. Nicht wissenschaftlich-repräsentativ, aber ein Stimmungsbild von Verantwortlichen im Querschnitt der Branchen. Einige der Aussagen möchte ich mit Ihnen teilen.

Es gibt sie noch, die Manager, die sagen, es ändere sich nichts in der Führung. Es gibt auch die, die sagen, es sei bereits alles zu diesem Thema in Studien - wie von der Boston Consulting Group – geschrieben worden. Für die, die aber für sich kurze Impulse aus der Peer-Group suchen, hier ein paar Auszüge aus Mails und Telefonaten.

Homeoffice – schlummerndes Potenzial der Unternehmen?

Die Frage: Homeoffice ja oder nein, ist das meist kommentierte Thema und wird sehr unterschiedlich bewertet. Die einen urteilen, dass besonders in konservativ geführten Unternehmen Homeoffice eine große Herausforderung darstelle. Hier wollten Führungskräfte ihre Mitarbeiter unbedingt wieder vor Ort sehen, um Leistung besser beurteilen zu können.

Die ermutigende Aussage eines regionalen Verkaufsleiters, der nicht mehr wie früher an seinen Unternehmensstandort reisen konnte: „Es hat trotzdem alles funktioniert. Nicht perfekt, aber (es war) der Startschuss zum Arbeiten an dezentralen Orten.“ Das verlangte von ihm immer wieder, die Komfortzone zu verlassen, umzudenken, Änderungen vorzunehmen und trotzdem Geschäft zu machen. So sehen es auch andere: „Und das zeigt mal wieder, wie viel Potenzial in den Unternehmen schlummert, wenn man quasi dazu gezwungen wird, die Arbeit anders zu organisieren.“ Es scheint, als sei ein guter Mix die künftige Lösung.

Drahtseilakt: Spaltung

Die Spaltung zwischen denjenigen, die ihre Arbeit nicht von zu Hause oder mobil erledigen können und denjenigen, die dies aufgrund ihrer Arbeitsstruktur können.

Drahtseilakt: Identifikation

Der Bezug zum Unternehmen droht verloren zu gehen.

Drahtseilakt: Fokus

Gerade agile Teams müssen effizient und schnell zusammenarbeiten und dazu braucht es persönlichen Austausch und Achtsamkeit. Top Niveau wird nur erreicht durch Fokussierung. Doch je nach familiärer und häuslicher Situation kommt es leicht zu einer Vermischung von Prioritäten.

Drahtseilakt: Intuition

Man braucht gute Kommunikationswege und einen sehr guten Zugang zu seiner Intuition, wenn man sein Team gar nicht oder nur online sieht, um weiter mit der eigenen Persönlichkeit zu wirken. Die Aura fehlt.
 

Wir brauchen eine neue und andere Art von Führung

„Einer der Schlüssel liegt in der kollaborativen Führung. Weg vom Top Down-Management hin zu maximaler Transparenz und starken Fokus auf Kommunikation. Und es entscheidet nicht (immer) der Chef, sondern derjenige, der in einer immer komplexeren Umgebung die besten Antworten hat.“ Das sagt jemand, der aus dem Homeoffice in eine sehr seniore Konzernrolle mit hohen Erwartungen an einen Umbau gewechselt ist. „Command and Control hat als Führungsprinzip ausgedient, auch wenn es immer noch Kollegen gibt, die nicht anders können.“

Drahtseilakt: Ego-Anspruch

Für die Auswahl von Führungskräften und Top-Entscheidern bedeutet dies, Persönlichkeiten mit weniger Ego-Anspruch, aber hohem Leadership- und Werteanspruch zu bevorzugen. Es geht nicht um Laissez-faire. Es geht um Klarheit, Begeisterungs- und Adaptionsfähigkeit für ein gemeinsames Ziel und Sinnvermittlung.

Drahtseilakt: Kontrollverlust

Am Ende steht immer die Unternehmensleistung. Die größte Herausforderung ist das Thema Vertrauen in das Engagement und die Kompetenz der Mitarbeiter. Auch das wurde angesprochen: In Deutschland sei der Wunsch nach Kontrolle sehr hoch. Vieles sei Angst basiert.

Fazit:

Die Herausforderungen an Leadership werden in den nächsten Monaten nicht weniger. Es liegt an uns, wie wir damit umgehen und ob wir mit Mut Veränderungen zulassen, um wirksam und mit Klarheit in die Zukunft zu blicken.